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Kooperatives Lernen (Teil 2)

Im zweiten Teil unseres Artikels zum Thema kooperatives Lernen stellen wir Ihnen die verschiedenen Methoden des kooperativen Lernens vor.

 

Methoden des kooperativen Lernens

Kooperatives Lernen kann also – sinnvoll eingesetzt – positive Effekte auf das Lernen der Schülerinnen und Schüler haben. Doch wie sieht die konkrete Umsetzung aus? Dazu gibt es verschiedene Ansätze. Wir stellen die folgenden drei Methoden vor:

  • Team-Based-Learning
  • Think-Pair-Share
  • Lernen durch Lehren

Team-Based-Learning

Beim Team-Based-Learning (TBL) werden die Schülerinnen und Schüler in kleine Gruppen von etwa 4–6 Personen eingeteilt. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Anwendung von gelerntem Wissen und der Entwicklung von Teamfähigkeiten. Der Lernprozess beinhaltet in der Regel drei Phasen: Eine individuelle Vorbereitungsphase, eine Teamarbeitsphase und eine Rückmeldungsphase.
In der Vorbereitungsphase erhalten die Lernenden Materialien, die sie bearbeiten müssen, bevor sie sich mit ihren Teammitgliedern treffen. In dieser Phase werden auch Aufgaben oder Quizfragen gestellt, um sicherzustellen, dass sich alle dem Material widmen und es verstehen.
In der Teamarbeitsphase treffen sich die Schülerinnen und Schüler, um das gelernte Material zu diskutieren und Aufgaben gemeinsam zu lösen. In dieser Phase werden auch Teamentscheidungen getroffen und die Teammitglieder können durch gegenseitige Unterstützung Ergebnisse erzielen.
In der Rückmeldungsphase erhalten die Lernenden Feedback zu ihren Leistungen und ihren Beitrag im Team. In dieser Phase werden auch Erfolge und Herausforderungen des Teams besprochen und bei Bedarf gemeinsam Lösungen gefunden.
TBL eignet sich besonders gut für Fächer, die eine hohe Anwendung von gelerntem Wissen erfordern.

Think-Pair-Share (TPS)

Think-Pair-Share (TPS) ist eine pädagogische Methode, die die kognitive Verarbeitung von gelerntem Material und die Kommunikation in einer Gruppe fördert. Es ist eine Form des kollaborativen Lernens, die es den Schülerinnen und Schülern ermöglicht, ihre Gedanken und Ideen auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen.

Die Methode besteht aus drei Schritten:

1. Think (Denken): Die Lehrkraft wirft eine Problemstellung auf, zu der die Lernenden individuell überlegen und bei Bedarf Notizen anfertigen.

2. Pair (Paar): Die Schülerinnen und Schüler teilen sich in Paare auf und besprechen ihre Gedanken und Ideen miteinander.

3. Share (Teilen): Die Paare teilen ihre Erkenntnisse und Ergebnisse mit der gesamten Gruppe. Möglich ist es auch, diesen Teil nur auf größere Gruppen auszuweiten.

TPS ermöglicht es den Schülern, ihre Gedanken und Ideen auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen. Es fördert die kognitive Verarbeitung von gelerntem Material und die Kommunikationsfähigkeiten. Es eignet sich besonders gut für Themen, die komplex und abstrakt sind, da es den Lernenden ermöglicht wird, ihre Gedanken und Ideen zu organisieren und zu verarbeiten, bevor sie sie mit anderen teilen. TPS kann in einer Vielzahl von Fächern und in verschiedenen Umgebungen eingesetzt werden.

Lernen durch Lehren (LdL)

Lernen durch Lehren (LdL) ist eine pädagogische Methode, bei der Lernende die Rolle der Lehrkraft übernehmen und ihre Kenntnisse und Fähigkeiten an andere weitergeben. Es ist eine Form des aktiven Lernens, bei dem die Schülerinnen und Schüler die Verantwortung für ihren eigenen Lernprozess übernehmen und dadurch ihr Verständnis und ihre Kenntnisse des Themas vertiefen.

Die Methode besteht aus mehreren Schritten:

1. Die Lernenden erhalten eine Einführung in das Thema und arbeiten anschließend in kleinen Gruppen oder individuell an der Vorbereitung einer Unterrichtseinheit oder eines Projekts.

2. Die Beteiligten präsentieren ihre Unterrichtseinheit oder ihr Projekt vor der Klasse oder einer Gruppe von Peers.

3. Die Lernenden erhalten Feedback von ihren Peers und der Lehrkraft über ihre Präsentation und ihr Verständnis des Themas.

LdL fördert nicht nur das Verständnis und die Kenntnisse des Themas, sondern auch die Fähigkeiten im Präsentieren und Unterrichten. Es ermöglicht es den Schülerinnen und Schülern, ihre Kenntnisse und Fähigkeiten an andere weiterzugeben, was das Selbstbewusstsein und die Selbstwirksamkeit stärkt. Es eignet sich besonders gut für Fächer, die eine hohe Anwendung von gelerntem Wissen erfordern, wie zum Beispiel Geschichte, Naturwissenschaften oder Sprachen.

Herausforderungen und Lösungen beim Einführen des kooperativen Lernens

Neben den bereits aufgezeigten Vorteilen kooperativen Lernens kann die Einführung auch Herausforderungen mit sich bringen. So basieren die meisten Methoden des kooperativen Lernens auf der Zusammenarbeit in kleineren Gruppen. Die Auswahl dieser Gruppen kann bereits Probleme mit sich bringen, noch bevor die eigentliche Arbeit überhaupt beginnt. Bei einigen Gruppenzusammensetzungen könnten sich die Lernenden möglicherweise unwohl fühlen und nicht ihr volles Potenzial einbringen. Hier ist es wichtig zu überlegen, wie die Gruppen gebildet werden sollen. Die Gruppen könnten durch die Lernenden selbst oder zufällig zusammengesetzt werden. Ein praktisches Tool für die Bildung der Gruppen findet sich auf ultimatesolver.com/de/zufall-gruppen.

Doch auch wenn die Gruppenzusammensetzung gut durchdacht wurde, können negative Dynamiken zwischen den Schülerinnen und Schülern bei der Arbeit an den Aufgaben entstehen. Dies kann sich in der Dominanz einzelner Personen oder auch durch direkte Konflikte äußern. Wenn das Lernen in Gruppen zukünftig häufiger Teil des Unterrichts sein soll, kann es daher sinnvoll sein, mit den Beteiligten die Arbeit in Gruppen explizit zu erlernen und ihre Teamfähigkeiten zu schulen. Dies können beispielsweise Themen wie Konfliktlösung oder Kommunikation sein, die später bei der eigentlichen Gruppenarbeit hilfreich sind.

Doch nicht nur für die Lernenden ist kooperatives Lernen eine Herausforderung. Spätestens wenn die Schülerinnen und Schüler bewertet werden sollen, steht auf die Lehrkraft vor der Problematik, individuelle Noten für kooperative Lernsituationen zu vergeben. Ein Ansatz liegt dabei auf der Hand: Alle Schülerinnen und Schüler eines Teams erhalten die gleiche Bewertung. Alternativ können aber auch die Lernenden in die Bewertung mit einbezogen werden: Durch ein Peer-Assessment bewerten die Lernenden sich gegenseitig, was der Lehrkraft die Möglichkeit gibt einen besseren Einblick in die individuellen Leistungen zu erhalten.

Insgesamt ist es wichtig, dass Schulen sowie Lehrerinnen und Lehrer beim Einführen des kooperativen Lernens flexibel und offen für neue Ansätze bleiben. Mit der richtigen Vorbereitung und Unterstützung kann das kooperative Lernen erfolgreich in den Unterricht eingeführt werden und dazu beitragen, dass Schülerinnen und Schüler besser lernen.

Fazit – Wann ist kooperatives Lernen sinnvoll?

Wir haben in diesem Artikel aufgezeigt, dass kooperatives Lernen eine wertvolle Methode des Unterrichts sein kann, die viele Vorteile bietet. Es ermöglicht Schülerinnen und Schülern, aktiv am Lernprozess beteiligt zu sein und sich gegenseitig zu unterstützen, wodurch die Motivation und das Verständnis für die Lerninhalte gesteigert werden kann. Wichtig ist jedoch, die Methode gut zu planen und umzusetzen, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen. Kooperatives Lernen ist außerdem nicht in jeder Lernumgebung und für jede Art von Unterricht geeignet. Es lohnt sich jedoch, die Möglichkeiten von kooperativen Lernmethoden zu erkunden, um auf die individuellen Bedürfnisse und Ziele der Schülerinnen und Schüler einzugehen.

Hast du bereits Methoden des kooperativen Lernens angewandt? Erzähle uns gerne von deinen Erfahrungen über unser Kontaktformular oder bei Instagram!